Genau jetzt, genau an dieser Bushaltestelle, an der ich grade noch sitze, bin ich vor zehn Tagen in Byron Bay angekommen. Mein Ziel war es, mir Arbeit zu suchen und vier bis sechs Wochen zu bleiben  – jenachdem wie sehr mir Job und Stadt gefallen. Byron gefällt mir ziemlich gut und einen Job hatte ich auch und trotzdem werde ich gleich wieder im Bus sitzen, diesmal auf dem Weg nach Noosa.

Ich habe auch zwei Trainingsschichten und zwei in denen ich allein verantwortlich, war bezahlt gearbeitet. Jeweils einmal Housekeeping, also Schlafräume aufräumen, Betten beziehen, Staub putzen und einmal Bäder putzen.
Da hier immer noch Winter ist, waren sehr viele Räume leer und das Housekeeping ziemlich einfach. Das Putzen war deutlich zeitintensiver und anstrengender, was aber auch daran lag, dass bei dieser Schicht noch weitere Bereiche wie Flure, Gemeinschaftsraum, etc. meine Aufgabe waren.

Insgesamt müsste ich für 8,5 Stunden Lohn bekommen, überwiesen wird hoffentlich Dienstag. Der Stundenlohn ist hier unheimlich hoch, ich habe Netto fast 20 Dollar pro Stunde verdient, das sind alle drei Minuten ein Dollar.

Dennoch habe ich Mittwoch gekündigt.
Es ist mir nicht ganz leicht gefallen und mein Chef war auch verständlicherweise nicht grade begeistert, hat sich aber mit einem „Es ist jetzt wie es ist“ abgewandt und mich fortan ignoriert.
Ich war mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weder der erste noch der letzte Backpacker mit dem es ihm so oder so ähnlich ergangen ist. Ich hoffe nur, ich bekomme meinen Lohn noch überwiesen, dann wäre ich nämlich an Erfahrung reicher, aber finanziell gesehen plusminus Null aus den letzten zehn Tagen gekommen.

Hier meine kurze Erklärung, weshalb ich nach einer Woche Arbeit schon wieder im Bus sitze:

1. Wie bereits erwähnt, bin ich mir mittlerweile sehr sicher, dass ich mein zweites Working Holiday Visum gerne haben würde, auch wenn unbestimmt ist, ob und wann ich es einlösen werde. Um es überhaupt erstmal zu erhalten, brauche ich 88 Tage Arbeit auf einer Farm, beim Ernten oder auch in einer Mine (vermutlich eher nicht). In der Region in der ich zur Zeit bin, ist aber kaum Feldarbeit möglich, beziehungsweise ich bräuchte auf jeden Fall ein Auto oder eine Mitfahrgelegenheit jeden Tag, um zu meinem Job zu kommen. Daher möchte ich gerne schneller in den Norden reisen als geplant und da zumindest schonmal einen Monat, vielleicht auch mehr, meiner Farmarbeit absolvieren.

2. Ich hatte mich eigentlich wirklich darauf gefreut arbeiten zu gehen, weil ich es mag ein Team um mich zu haben, mit dem man zusammen arbeitet und auf das man sich verlässt. Ich dachte nämlich, so vielleicht Leute besser kennenzulernen und leichter Freundschaften aufzubauen als beim üblichen guten Tag, guten Weg im Hostel. Irgendwie waren dann aber die meisten Leute im Hostel zwar nett, aber nicht so, dass ich dachte, ich möchte hier unbedingt bleiben. Wohingegen ich weiß, dass Heli, die Finnin, heute in Noosa ankommt und für vier Nächte bleibt und ich mich jetzt schon auf gutes Essen, Musik, viel Lachen und in der Sonne liegen freue.

Die Entscheidung ist mir leichter gefallen, als ich gedacht hätte und auch das Kündigen lief gut. An diesem Tag ist mir zwar noch ein wenig mein schlechtes Gewissen hintergelaufen, aber schlussendlich war ich schneller.

Zum einen ist das Arbeitsverhältnis zwischen Chef und Backpacker ein anderes als zwischen einem deutschen Angestellten und seinem Vorgesetzten. Es gibt durchaus Leute, die ein halbes Jahr an einem Ort bleiben und fast zur Einrichtung gehören, aber die meisten lügen, wenn sie bei der Einstellung gefragt werden, wie lange sie bleiben. Nur ganz wenige Geschäfte stellen Leute ein, die von vornherein sagen, sie bleiben unter einem halben Jahr. Die Einstellenden wissen aber auch, dass die Backpacker das wissen und die wenigsten tatsächlich auch nur annähernd so lange bleiben wie sie ankündigen.

Das ist ein weiterer Grund meiner Weiterreise. Mit den acht bis zehn Stunden Arbeit pro Woche würde ich grade mal die Kosten meiner Lebensmittel und vielleicht einer Stunde surfen  decken können, aber um Geld beiseite legen zu können, hätte ich noch einen weiteren Job suchen müssen und so gut gefiel mir Byron dann doch nicht. Für diesen Job hätte ich dann genauso wie alle Anderen angegeben „ein paar Monate“ zu bleiben.

Manchmal ist es aber, wie bei meinem Hosteljob, auch gar keine böse Absicht, denn Pläne ändern sich nun mal. Meine große Reiseroute, die ich in einem der ersten Beiträge vorgestellt habe, steht bisher noch ganz gut. Die kleineren Zeitspannen, Ziele und Pläne ändern sich jedoch teilweise fast stündlich, aufgrund von neuen Travelmates, Jobangeboten oder schlicht und einfach Stimmungsschwankungen.

Aus der kurzen ist dann doch eine längere Erklärung geworden. Ich habe nicht das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen, ich weiß allerdings, dass es mir, noch vor einem Monat, sehr komisch vorgekommen wäre, nach einer Woche einen Job schon wieder aufzugeben und einfach weiterzureisen, ohne sich Gedanken über seine alte Position zu machen. Die im Übrigen schon wieder besetzt ist, grade in Byron wollen sehr viele Backpacker verweilen.

Ansonsten waren die Tage seit meinem letzten Beitrag recht ruhig. Ich war arbeiten, hab mir bei der Büchertauschbörse im Umweltschutzzentrum gegen eine kleine Spende endlich ein Buch geholt und die Tage in der Hängematte verbaumelt, Sonnenuntergänge geguckt, neue Karten- und Trinkspiele gelernt und mir am Strand angeguckt wie es aussieht  wenn man surfen kann.

Ich melde mich dann bald aus meiner vierten Station in Australien, in meiner mittlerweile vierten Woche hier.

Liebe Grüße und bis bald,
Lara

 

Bye Bye Byron – eine Erklärung

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