Von Abwechslung am Arbeitsplatz, der Traumstadt Bowen, belgischen Volksliedern und Lasagne.

Mein derzeitiger Aufenthaltsort ist die langweilige, weitauseinandergezogene Farmstadt Bowen, die idyllisch zwischen Bergen und Meer liegt. Seit elf Tagen und vermutlich für die nächsten sechs Wochen werde ich hier zu finden sein. Zumindest von 17.00 Uhr bis 5.15 Uhr. Den Rest meiner Zeit verbringe ich im Busshuttle und dann im Tomatenfeld.

Aus dem Mais packen wurde Tomaten picken. Die Telefonnummer die ich vom Harvesttrail bekommen habe, gehörte nämlich nicht wie gedacht zum Telefon des Farmers, sondern dem Besitzer eines Working Hostels. Grundsätzlich funktionieren Working Hostel so, dass der verzweifelte Backpacker, der dringend seine Farmtage braucht bevor das Visum abläuft, sehr viel Geld bezahlt, für das Versprechen Arbeit vermittelt zu bekommen. Es gibt wirklich nicht viele gute Geschichten über diese Art der Unterkunft, beziehungsweise Arbeitsvermittlung.

Ich hatte allerdings ziemlich Glück, denn Alan der Hostelbesitzer ist zwar manchmal etwas verplant und hatte mich auch erst für die folgende Woche aufgeschrieben (Weshalb es einige Mailboxnachrichten und SMS bedurfte bis ich vom Bus abgeholt wurde), aber sowohl die Arbeit als auch Unterkunft die ich bekommen habe sind wirklich gut.

Ich wohne in einem kleinen Stelzenhaus, direkt hinter dem Büro, an welchem wir morgens eingesammelt werden. Die erste Woche habe ich mir das Zimmer mit zwei Italienerinnen geteilt und im Raum nebenan haben noch zwei Franzosen gewohnt. Es war eine nette WG und wir sind gut miteinander ausgekommen. Es gab richtig gute, selbstgemachte Lasagne, erschöpftes Zusammensitzen nach einem langen Tag und am aller wichtigsten, Vorbereitung auf meinen ersten Arbeitstag.

                                                    

Handschuhe! Handschuhe, Handschuhe, Handschuhe!!! Und obwohl ich dank dieser Warnung tatsächlich vom ersten Tag an welche getragen habe und mir am dritten Tag sogar den Luxus einer Nagelbürste geleistet habe, besteht keine Chance mehr meine Finger in näherer Zukunft auch nur ansatzweise salonfähig zu bekommen. Die Arbeit an sich ist relativ einfach. Wir sitzen mit 20 Leuten auf einer Maschine, deren Arme in die Tomatenreihen runtergelassen werden und auf diesen sind die Sitze angebracht. Jeweils zwei Leute pflücken eine Reihe und legen (werfen) alle Tomaten die nicht komplett grün sind auf ein Förderband. Ist der Anhänger der Maschine voll wird in die Kisten auf der Ladefläche eines Pick-Ups entladen und weitergearbeitet.

Der Grad der Anstrengung ist vom Tempo der Maschine und der Menge an Tomaten abhängig. Ist es nicht mehr möglich alle Tomaten im Vorbeifahren zu pflücken, ist bucket picking angesagt. Dann wird es richtig anstrengend. Das bedeutet nämlich zumeist, in der prallen Sonne mit einem Eimer in der Hand, gebückt hinter der Maschine herzulaufen, Tomaten zu sammeln und zu versuchen irgendwie wieder aufzuholen, um sitzen zu können.

Einen extremen Unterschied in Laune und Erfolg kann auch der Pflückpartner machen. Die Person, die auf der anderen Seite der Hecke sitzt und mitpflückt. Die letzten sechs Tage saß ich neben einer sehr netten Deutschen, mit der ich nach jeder Reihe den Sitz gewechselt hab, was zu unser beider Bestem war. Auf der einen Seite von unserem Armen sitzen nämlich Flo und Leo, zwei ebenfalls sehr coole Deutsche, die vor allem schnell und gut sind, weshalb es Spaß macht, mit ihnen zu Arbeiten. Die andere Seite ist jedoch von einem Belgier besetzt, der erstens in einer sehr entspannten Arbeitshaltung alle drei Meter eine Tomate aus dem Busch zieht und zweitens dazu auf französisch singt. Das kann recht nervtötend werden.

Es ist warm, früh, wir sind alle ziemlich müde (heute war Tag acht seit dem letzten freien Tag), die Tomaten sind voller Pestizide und ständig wächst irgendwas stacheliges in der Mitte. Der Farmer kommt ab und an vorbei, um unsere Reihen zu kontrollieren und je nach  Menge der übrigen Tomaten zu meckern, zu brüllen oder mit der Kündigung zu drohen. Aber… Ich würde fast soweit gehen zu sagen, ich mag diesen Job. Zumindest könnte es deutlich schlimmer sein.

Mit vielen Leuten ist das Arbeiten lustig, wir verdienen zur Zeit richtig gutes Geld, unsere Supervisorin ist in Ordnung und es ist sogar fast abwechslungsreich. Es gibt nämlich zwei verschiedene Tomatensorten, kurze und lange Reihen, Reihen die zum letzten Mal gepflückt werden und wo einfach alles runtergerissen wird, eine Schlange wurde gesichtet, das Förderband bleibt schon mal stehen und muss per Hand wieder angeschoben werden,… Ich würde fast schließen mit, es wird nicht langweilig, aber das wäre dann doch gelogen.

Zur Zeit wohne ich mit zwei englischen Mädels und zwei Belgierinnen zusammen und verbringe meine „Freizeit“  mit Einkaufen, Waschen, Kochen und Schlafen. Und Filmabenden mit Schokoeis.

Ich genieße immer noch jeden Tag hier und es ist gut mal wieder Geld zu verdienen.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag euch allen,

Lara

 

Lagebericht: Ketchup & Maloche

Beitragsnavigation


3 Gedanken zu „Lagebericht: Ketchup & Maloche

  1. Hey Lara,
    schön, dass das mit dem Working Hostel so gut geklappt hat und es Dir gut zu gehen scheint!
    Ist ja bestimmt auch mal ganz interessant, Tomaten selbst zu pflücken und nicht nur auf dem Markt zu verkaufen 😉
    Ich wünsche Dir noch eine tolle Zeit in Bowen und bin schon gespannt zu erfahren, auf welches Abenteuer es danach für Dich geht!
    LG Lea

  2. Hallo Lara
    Habe mit Opa deine letzten beiden Blogs gelesen.Surfen und Wale beobachten war ja auch wirklich toll.Aber selbst das Tomatenpflücken scheint dir viel Spaß zu machen,wenn man die richtigen Kollegen hat.Du machst jedenfalls einen glücklichen Eindruck.Wir wünschen Dir weiter eine schöne Zeit in Australien.Alles Liebe und Gute
    Opa und Oma

  3. Hey Hexe, man könnte ja direkt Lust auf deinen Job bekommen, „spannend und abwechslungsreich“. Mach weiter so, das Konto füllt sich und weitere Touren stehen in den Startlöchern. LG Mami und Papi

Schreibe einen Kommentar zu Lea Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert