Nachdem ich mich in Sydney am Flughafen im wahrsten Sinne des Wortes verrannt habe und als letzte Person in Tränen und Schweiß aufgelöst das Flugzeug erreicht habe, konnte es eigentlich nur besser werden. Wurde es auch:

In Auckland lief um kurz nach Mitternacht alles wie am Schnürchen: Koffer sofort auf dem Band, Nachtbus steht vor der Tür und das Hostel hat eine Rezeption die 24 Stunden besetzt ist. Am nächsten Tag folgte das Wiedersehen mit Marie und der Einzug in unsere neue Bleibe auf Zeit.

Marie und ich haben uns vor allem die letzten zwei Schuljahre gegenseitig durch Matheunterricht, 400Meter-Intervallläufe, Theateraufführungen, Umweltschutzaktionen und Partys begleitet und dabei sehr oft eine Menge Spaß und produktive Ergebnisse zu Stande bekommen.

Dank ihr und dem Kontakt zu einem Bekannten, konnten wir die ersten Nächte in Auckland couchsurfen. Wir haben im etwas außerhalb gelegenen Bezirk Birkdale bei einem sehr netten Kiwi umsonst wohnen dürfen und hatten die letzten beiden Tage sogar komplett sturmfrei. Die perfekte Ausgangslage um all unsere Energien in das Projekt Autokauf zu stecken.

Nach einigen Tagen des Suchens im Internet, zwei Besichtigungen des gleichen Autos, dem aufwendiger als gedachten Auftreibens von Bargeld und nächtlichen Telefonaten mit Daddy, was denn genau zu beachten sei (Ja, wir sind im Bezug auf Autos beide genauso blond wie wir aussehen), ist Marie nun stolze Besitzerin eines ausgebauten Toyota Estima. Und ich glückliche Nutznießerin, durch die sich die Benzinkosten verringern.

Bevor die große Reise begann erwartete uns noch ein absolutes Highlight. Das Pop-up Globe ist von Dezember bis Februar in Auckland zu Gast und gibt einige von Shakespeares Stücken, in einem Nachbau des Londoner Globes Theaters, zum Besten. Unsere Wahl fiel auf die Komödie „A Midsummer Night`s Dream“. Wie zu Zeiten des Stückeschreibers wurden alle Rollen von Männern gespielt und das Stück war darauf ausgelegt, das Publikum zum Lachen zu bringen, was auch hervorragend funktionierte. Anders als damals sprachen einige Figuren allerdings Maori und auch die Bauarbeiter waren sehr modern interpretiert, was dem ganzen Spaß allerdings keinerlei Abbruch tat.

In den nächsten beiden Tagen ging es zunächst an der Küste entlang in den Norden von Auckland, bevor wir uns aufmachten Richtung Osten zur Coromandel Halbinsel. Nach einem Besuch am Hot Water Beach, einem Strand an dem man bei Niedrigwasser, Löcher in den Sand graben kann, welche von unterirdischen heißen Quellen gefüllt werden und als Warmwasseroase genutzt werden können, fuhren wir in die Mitte der Nordinsel zum Lake Taupo. Hier halten wir uns auch zur Zeit auf und es fühlt sich schon sehr heimisch an.

Generell besteht unser Leben hier zur Zeit eigentlich nur aus Glücksgefühlen und einem gegenseitig dran erinnern, wie unglaublich alles ist. Unser Campervan ist self-contained, was bedeutet, dass er über einen Frischwasser und einen Abwasserkanister mit einem Waschbecken und einer (ungenutzten) Toilette verfügt. Das eigentlich entscheidende ist jedoch, dass diese Auszeichnung uns erlaubt Campingplätze zu nutzen, auf denen andere Fahrzeuge nicht zugelassen sind und die auch meistens kostenfrei und wunderschön sind.

Über die letzten Tage haben wir Dutzende von Secondhandshops angefahren (hier Opshops genannt) und sind immer noch dabei unsere Ausstattung zu vervollständigen. Wir verfügen mittlerweile über Geschirr, Bettlaken und Decken, eine Lichterkette und ein Bücherregal inklusive Büchern, sowie einen „Waffenschrank“ gefüllt  mit Taschenmessern (Eines der besten Weihnachtsgeschenke, das ich je bekommen habe, vielen Dank Daddy), Feuerzeug und Zange. Seit heute besitzen wir sogar einen Campingstuhl und halten Ausschau nach einem zweiten.

Unser momentaner Campingplatz am Lake Taupo, hat uns nun schon drei Nächte lang ein Zuhause geboten und fühlt sich mittlerweile wirklich wie eines an. Der Tisch am Wasser ist die perfekte Sitzgelegenheit um zum Sonnenuntergang zu dinieren und beispielsweise vietnamesische Reistaschen mit meiner deutschen Freundin in Neuseeland zu essen, ein Gericht, welches mir meine irische Mitbewohnerin in Australien zeigte. Auch zum Baden ist der See wunderschön.

Die letzten drei Tage und zwei Nächte haben wir dieses gemütliche, fast schon luxuriöse Heim allerdings verlassen um uns in die Wildnis zu begeben. Wir haben den 46km langen Tongariro Northern Circuit bewandert. Dieser Rundweg ist einer der neun Great Walks in Neuseeland und führt am Berg Ngauruhoe vorbei, Herr der Ringe Fans auch als Schicksalsberg bekannt.

Der  erste Tag bestand aus einer recht einfachen dreistündigen Wanderung, die uns allerdings mit dem Gewicht von 20 Kilogramm auf dem Rücken bekannt machte. Kleidung, Schlafsäcke, Zelt und Lebensmittel addieren sich doch ganz gut. Nach einem Abendessen aus Dosenravioli und frischen Nudeln und einigen Runden Kartenspielens begaben wir uns in unser gemütliches, für sechs Dollar im Opshop erstandenes Zelt. Welches am nächsten morgen leider klitschnass war, aber immerhin nicht angefangen hatte zu tropfen.

Die nächste Etappe hatte eindeutig die meisten Höhenmeter und führte sehr steil den Tongariro hinauf. Die Rucksäcke erleichtert den Aufstieg nicht grade, aber wir haben die drei Stunden bis zu den Emerald Lakes ohne Absetzen des Gepäcks durchgezogen. Nachdem wir das schlimmste hinter uns gebracht hatten gab es zunächst einmal eine lange Pause mit Ausbreiten des Zelts zum Trocknen und Erdnussbuttersandwiches. Die letzten anderthalb Stunden waren pure Belohnung und führten uns leicht abschüssig durch die beeindruckende Landschaft von Mordor. Da es erst Mittag war und wir Lust dazu hatten, legten wir weitere Pausen ein, um den Tag einfach zu genießen. Dieses Lustwandeln bescherte uns dann allerdings auch eine sehr zügige, sehr regnerische letzte Viertelstunde zur Hütte.

Da für den nächsten Abend erneut Gewitter vorhergesagt war,          beschlossen wir die beiden nächsten Etappen statt in den geplanten zwei Tagen in einem Tag durchzugehen. Nach einem ähnlichen Abendessen wie am Vortag, diesmal allerdings in Gesellschaft eines sehr netten amerikanischen Pärchens und einer Geschichtsstunde des Hüttenrangers, ging es in unser einigermaßen trockenes Zelt und die Gebete es möge so bleiben begannen.

Als um fünf Uhr morgens der Wecker klingelte waren die Innenwände zwar nass, aber wir immer noch trocken. Der 23km lange Weg begann. Er war zwar angenehmerweise relativ eben, aber auch sehr winding, ein wenig Nieselregen kam hinzu und es zog sich schon, uns ging die gute Laune aber nie ganz verloren und das Gefühl es geschafft zu haben war unglaublich gut.

Der heutige Tag ist zum Verarbeiten, Entspannen und Organisieren gedacht und nachdem das erste Cafè in dem wir eben für mehrere Stunden saßen und Strom und Wlan in Anspruch genommen haben, grade geschlossen hat, sitzen wir nun im nächsten mit freiem Wlan welches noch eine Stunde geöffnet hat.

Strom, Duschwasser und Internet sind sehr rar zur Zeit, aber uns geht es sehr gut damit und wir vermissen es nur selten. Unter den Bedingungen regelmäßig in einen Blog zu schreiben ist nicht ganz einfach, aber seid gewiss, der nächste Eintrag wird kommen, wenn Ihr nur fleißig weiter meinem Rucksack folgt.

Ganz liebe Grüße,

Eure Lara

 

Fliegen, surfen, cruisen: Neuseeland

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5 Gedanken zu „Fliegen, surfen, cruisen: Neuseeland

  1. Liebe Lara! Danke für Ihre lebendigen Berichte, über die ich immer wieder staune! Ich bewundere Ihren Mut und Unternehmungsgeist und freue mich darüber, dass es Ihnen trotz mancherlei Strapazen bestens zu gefallen scheint in dem Land, in dem morgen früher als bei uns ein für Sie hoffentlich gutes neues Jahr beginnt! Ich wünsche Ihnen viele schöne neue Eindrücke und Erlebnisse, an die Sie sich ein ganzes Leben lang gerne erinnern mögen! Beste Wünsche also für 2018 und alle bevorstehenden Herausforderungen! Herzlichst grüßt Ihre Gerda Wüsthoff

  2. Hallo Lara
    Dein letzter Bericht ist wieder ganz toll.Deine Bilder super.Ihr strahlt beide und scheint euch richtig wohl zu fühlen.Neuseeland ist zum Reisen auch ein interessantes Land.Ihr werdet bestimmt noch viel erleben.Dein Daddy hat mir alle Bilder von Australien und Neuseeland überspielt.Habe eben über 1 Stunde mit Opa mir deine Reise angesehen.Wir wünschen euch weiter eine schöne Zeit und passt gut auf euch auf. Alles Liebe Opa und Oma

  3. Liebe Lara.
    Auch ich folge immer sehr interessiert deinem Rucksack und bin immer wieder gespannt auf deinen neuen Berichte. Geschweige auf die tollen Fotos.
    Wir Vietens alle wünschen dir und Marie von Herzen ein frohes Weihnachtsfest und weiter eine tolle Reise mit traumhaften Erlebnissen.
    Passt auf euch auf.
    Herzliche Grüße aus Katzem Sabine und co…

  4. Hallo Lara , ich wünsche dir aus der Heimat ein schönes, besinnliches☄ und friedliches Weihnachtsfest . Es ist immer wieder schön,deinen Berichten zu folgen und in deine Bilder einzutauchen. Dass es dir gutgeht ist unübersehbar und SO soll es auch bleiben. Genieße weiterhin das volle Leben…herzliche Grüße aus der Ferne…Andrea

  5. Also ich geb’s ja nur ungern zu, aber die Bilder werden immer besser … 😛
    Und über den aufkommenden Neid mag ich jetzt auch net schreiben! 😉
    Freue mich auf den nächsten Bericht mit schönen Bildern!

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