Dieser Bericht wird Milchshake schlürfend, mit Blick auf den indischen Ozean und in Erwartung eines neuen Jobs geschrieben. Wie ich an die Westküste kam:
Nachdem Lisa zu ihrer 58stündigen Heimreise aufgebrochen war bestand meine Hauptaufgabe in der Arbeitssuche.
Zunächst am wunderschönen Henley Beach, später in der dortigen Bücherei schickte ich diverse Bewerbungen ab und durchstöberte Jobanzeigen, auch einige Telefonate wurden geführt.
Suchkriterien: Stündlich bezahlt und an der Küste gelegen.
Ansonsten musste die Devise erstmal lauten: Campingplatz suchen, abwarten, sich mal zuhause melden (das fiel während unserer Reise doch des öfteren unter den Tisch).
Die nächsten zwei Tage verbrachte ich couchsurfender Weise bei einem netten australisch/englischen Pärchen in McLaren Vale. Einem kleinen Ort nahe Adelaide.
Meine Zeit war hauptsächlich mit Jobsuche erfüllt, aber abends saßen wir zusammen draußen und als kleines Dankeschön habe ich am letzten Abend auch gekocht. Meine Bratkartoffeln sind mittlerweile doch recht genießbar.
Dieses Couchsurfen war definitiv besser als das letzte und ich hab jetzt ein Plätzchen nahe Adelaide an dem ich immer mal unterkriechen kann.
Die Jobsuche blieb jedoch leider recht erfolglos und auf die meisten Emails habe ich bis heute keine Antwort erhalten. Leider gibt es nur sehr selten Telefonnummern, so dass es keine Möglichkeit gibt nachzuhaken.
Ich entschloss mich also doch auch weiter im Inland zu schauen und fuhr schließlich nach Renmark zum Kürbisse pflücken.
In diesem Ort, drei Stunden nördlich von Adelaide hat die Agentur über die ich auch meinen letzten Job bekommen hatte ein weiteres Büro.
Pro: Ich hab bei der Sicherheitseinweisung ein sehr nettes englisches Pärchen kennengelernt mit denen ich die nächsten zwei Tage verbracht habe.
Contra: Der Job lief wieder über einen Contractor und wurde Eimerweise bezahlt.
Es waren dann auch keine Kürbisse sondern Orangen. Grundsätzlich ist alles besser als Auberginen und der Job war schon in Ordnung, auch wenn die Bezahlung weit weg von grandios war.
Ausschlaggebend dafür, dass ich am dritten Tag wieder ins Büro marschiert bin war aber, das wir an zwei von drei Tagen nur jeweils drei Stunden gearbeitet haben. Entweder waren keine Kisten mehr da oder der Truck kam um zehn und wir wurden alle nach hause geschickt.
Nach meiner höflich formulierten Beschwerde im Büro bekam ich zu meiner Überraschung die Handynummer eines Farmers in Loxton.
Und so konnte ich direkt am nächsten Tag beginnen Passion Berries zu pflücken. Eine australische Beerensorte die kurz vor dem Aussterben steht. Das Feld bestand aus sieben circa 50m langen Reihen, welche von beiden Seiten gepflückt wurden.
Es war eine geniale Arbeitsstelle. Ich wurde stündlich bezahlt, konnte im Auto auf dem Hof schlafen, hatte mein eigenes Bad und konnte mich beim Arbeiten durch diverse Hörbücher hören.
Leider war ich nach sieben Tagen fertig und es gab keine weitere Arbeit für mich. Die Ostertage habe ich daher sehr entspannt verbracht und außer lesen, kochen, essen und ein wenig spazieren rein gar nichts gemacht.
Was für ein paar Tage sehr schön war, aber als sich Dienstag immernoch kein neuer Job aufgetan hatte (eigentlich hatte ich zwei mehr oder weniger zu gesichert), habe ich mich ins Auto gesetzt und bin gen Westen gefahren.
Und da bin ich heute. Nach genau einer Woche und circa 3500 Kilometern bin ich in Jurien Bay, 250km nördlich von Perth.
Ganz so schnell war das Ganze zugegebenermaßen nicht geplant. Die ersten Tage mit der Grenzüberquerung nach Westaustralien waren tatsächlich sehr ereignislos. Kaum Städte oder zumindest keine erwähnenswerten und endlose Strecken Landstraße. Ein sehr angenehmes Fahren, ohne viel Verkehr, dem ein oder anderen Blick aufs Meer und begleitet von Hörbüchern (also sollte Jemand Buchtipps brauchen, wendet euch vertrauensvoll an mich).
Ab Esperance konnte ich wieder mehr an der Küste vorbeifahren und es meist so einrichten zum Sonnenuntergang am Meer zu Abend zu essen. Unglaublich schön und einer der einfachsten aber stärksten Gründe Australien zu lieben.
Bei einem Strandtag im wunderschönen Cape Le Grand Nationalpark hatte ich dann auch das erste Mal seit zwei Wochen wieder längeren Kontakt mit Menschen, indem ich den Nachmittag mit zwei deutschen Mädels am Strand verbracht habe.
Ich habe natürlich weiter jeden Abend, so ich denn Empfang hatte, die Jobbörsen durchsucht und Bewerbungen geschrieben. Den Süden der Westküste habe ich dann auch wieder mehr oder weniger an einem Tag durchquert, da ich mir direkt südlich von Perth die besten Chancen auf Farmarbeit ausrechnete.
Kurz bevor ich die tatsächliche Westküste erreichte kam dann morgens ein Anruf: „Du hast dich bei uns beworben oder? – Du kannst anfangen sobald du hier ankommst.“
Okay super. Aber wer genau sind sie und worauf genau hab ich mich nochmal beworben?
Es sollte die freilaufende Hühnerfarm sein, auf der ich ab morgen Eier einsammle.
Die Rahmenbedingungen hören sich hervorragend an, ich werde mir das Ganze mal anschauen fahren, sobald dieser Artikel online ist.
Und so kam es, dass ich gestern durch Perth hindurch und noch weiter in den Norden gefahren bin. Aber wenn alles so funktioniert wie ich mir das denke, dann sind alle Rahmenbedingungen erfüllt: Stündlich bezahlt, 20 Minuten von der Küste entfernt und zählt als Farmarbeit.
In diesem Sinne begeb ich mich dann mal auf die Farm.
Liebe Grüße,
Eure Lara